Submission — Benedikt Blaskovic

Mit erhobener Stimme

14. Dezember 2014 — MYP No. 16 »Meine Stimme« — Text: Benedikt Blaskovic, Foto: Dennis König

Meine Stimme. Wenn ich an diesen „Begriff“ denke, denke ich sofort daran, dass die eigene Stimme alle eigenen Gefühle unbewusst ausdrückt. Man hört sofort, ob du in deiner Mitte bist, eher im Kopf oder eher im Bauch, ob du Angst hast oder mutig bist. Die Stimme ist der Ausdruck von allem, sie ist unser Instrument, das auf unserer eigenen Wellenlänge schwingt und uns einzigartig macht.

Leider ist unsere Gesellschaft oft so aufgebaut, dass wir anderen unsere eigene, echte und wahrhaftige Stimme nicht zeigen „dürfen“. Ein gutes Beispiel ist das sterile Büro. Negative Gefühle werden unterdrückt, damit bloß keiner unsere Schwächen sieht. Ich finde das schade, denn ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass sich – wenn wir ehrlich unsere „echte Stimme“ zeigen – etwas verändern kann. Für uns und in unserer Umwelt. Unsere Stimme drückt das aus, was wir denken und fühlen und wo wir hin wollen. Wenn wir es nicht ausdrücken, stagnieren wir und bleiben dort stehen, wo wir sind.

Meine ganz eigene Stimme klingt verschiedenartig. Je nach dem wie ich mich fühle, ist sie eher hoch (im Kopf) oder tief (im Bauch und beim Herzen). Ich liebe das Gefühl innerer Ausgeglichenheit und wenn die Stimme somit in Ihrer ganz natürlichen leichten Wellenlänge schwingt. Dann resoniert der ganze Körper mit dieser Schwingung. Das ist ein Gefühl von Urlaub, von zu Hause sein – und ein Gefühl von „von hier aus kann ich überall hingehen“.

Ich bin in Bayern als Sohn einer Hessin und eines Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Da hat man es oft nicht leicht, seine Stimme zu erheben. Denn man wird im tiefsten Urbayern dann als „Preiss“ abgestempelt, obwohl man dort geboren ist und bayerisch spricht. Ich hatte als Kind oft Angst, meine Stimme zu erheben. Ich trug eine Brille, sah aus wie Harry Potter und hatte einen Topfhaarschnitt. Und dazu kam eben noch, dass meine Familie nicht von innerhalb der bayerischen Weißwurstgrenze kam. Erst im Laufe meiner Jugend lernte ich, meine Stimme zu erheben und das auszudrücken, was ich fühle, denke und will.

Die Musik hat mir dabei sehr geholfen. Mit acht lernte ich Gitarre spielen, mit zehn Schlagzeug. Ich hatte meine ersten Bands. Als ich 15 war, spielte ich neben der Schule in fünf bis sechs verschiedenen Bands diverser Genres (Rock, Pop, Klassik, Jazz, Big Band…). Später wurde ich dann Schauspieler und lernte noch mehr das auszudrücken, was ich wirklich fühle, und meinem ganzem ICH eine Stimme zu geben. Meine Stimme – das bin ich.

Heute nehme ich kein Blatt mehr vor den Mund und drücke (zumindest in den meisten Fällen) das aus, was ich wirklich sagen möchte und was ich fühle. Ich mache meinen Mund auf, wenn Unrecht geschieht, stelle mich mit meiner Stimme vor die Schwachen. Die kleine Frage „Ist alles ok?“ oder „Kann ich dir helfen?“ kann so viel Kraft und Macht haben – nur wir benutzen sie viel zu selten.

Um denjenigen eine Stimme zu geben, die es nicht ganz so gut haben wie wir, habe ich 2011 den Zimtsterne e.V. gegründet und 2013 das 50 Cent World Project ins Leben gerufen. Mit beidem unterstützen wir soziale Projekte weltweit.

Lasst uns gemeinsam die Stimme erheben gegen Unrecht auf dieser Welt und lasst uns damit im Kleinen anfangen. Lasst uns mit unserer Stimme andere Menschen verändern, ihnen eine Stütze sein, eine Hoffnung. Lasst uns anderen Menschen Mut geben mit unserer Stimme und lasst uns vor allem kein Blatt vor den Mund nehmen. Gemeinsam sind wir eine starke Stimme und jeder einzelne kann seine Stimme benutzen, um etwas zu bewegen.