Submission — Philip Gunkel

Breath Of Berlin

14. Dezember 2014 — MYP No. 16 »Meine Stimme« — Text & Foto: Philip Gunkel

Das Foto „Breath of Berlin“ entstand im Januar 2014 in Anlehnung an mein Foto „Potsdamer Tor“ aus der Serie „Die Berliner Akzisemauer“ aus dem Jahr 2012. In dieser Serie habe ich anderthalb Jahre lang die Orte dokumentiert, an denen die Stadttore der ehemaligen Zollmauer Berlins von ca. 1730 bis 1860 standen.

Vor zwei Jahren bot sich mir nicht die Gelegenheit, aber ich hatte schon damals die Idee, die Hochhäuser des Potsdamer Platzes im Nebel verschwinden zu lassen. Als dann eines Tages endlich sehr dichter Nebel aufzog, wusste ich sofort, dass ich die Aufnahme erneut in dieser besonderen Stimmung fotografieren würde. Mit Hilfe eines Neutraldichtefilters und einer daraus resultierenden langen Belichtungszeit von mehreren Minuten gelang es mir, dem Betrachter einen stillen, tiefen und zeitlosen Einblick in den Ort sowie seiner Architektur zu geben. Mit Hilfe des dichten Nebels und der dämmrigen Lichtstimmung wollte ich einen anderen Potsdamer Platz zeigen, als wir ihn heute kennen, und Raum schaffen für einen zweiten, tieferen Blick – losgelöst von dem einen Moment, geographisch und zeitlich austauschbar.

An den Toren der Berliner Akzisemauer wurde damals erstmals der Handel kontrolliert und die Akzise, die damaligen direkten Verbrauchssteuern auf eingeführte Waren, erhoben. Obwohl die Mauer nur etwas mehr als 130 Jahre stand, ist sie in der städtebaulichen Gliederung Berlins bis heute präsent. An den Verkehrsknotenpunkten, die meist nach einer Stadt in der jeweiligen Richtung benannt waren, entstanden unter anderem die ersten Eisenbahnverbindungen mit ihren Kopfbahnhöfen vor Berlin, wie z.B. der Hamburger, Frankfurter (heute Ostbahnhof) oder der Anhalter Bahnhof. Mich hat damals besonders interessiert, welchen Veränderungen diese Orte auf Grund der Stadttore und des damit verbundenen Handels architektonisch sowie gesellschaftlich unterzogen waren.

Der Potsdamer Platz ist dafür ein Paradebeispiel, denn er entwickelte sich damals innerhalb weniger Jahrzehnte von einer ruhigen und ländlich geprägten Kreuzung zu einem entscheidenden Verkehrsknotenpunkt Europas und wurde damit auch immer mehr zu einem begehrten Treffpunkt der politischen, sozialen und kulturellen Szene der damaligen Zeit. Der Platz vor dem Potsdamer Tor erhielt 1838 einen eigenen Fernbahnhof, den Potsdamer Bahnhof und Anschluss zu Berlins erster U-Bahnlinie um 1902 (U1), die auch entlang der damaligen Stadtmauer gebaut wurde.