Submission — Olga Lakritz

Wenn nichts passiert

27. Oktober 2013 — MYP No. 12 »Meine Stille« — Text & Foto: Olga Lakritz

Und du sitzt immer noch da
und schweigst

Und du sitzt immer noch da und
Und du sitzt immer noch da
Und du sitzt immer noch
Und du sitzt immer
Und du sitzt
Und du
Und

Nichts mehr.

Wir haben uns in den Tiefen unseres Gespräches verloren, weil wir vergessen haben, an die Oberfläche zu tauchen, um Mal nach Luft zu schnappen. Stattdessen sind wir immer tiefer gesunken, bis wir dann auf dem Boden saßen. Wir haben uns in der Dunkelheit verirrt, sind tausend Gänge entlang gerannt, aber haben dabei nichts kapiert.

Wir haben nur unsere Wut in Wörter gepackt und uns gegenseitig an den Kopf geworfen.

Bloß geplatzt sind nicht unsere Köpfe, sondern die Seifenblase um uns herum.
Ich weiß und du weißt, dass es nicht funktionieren wird, denn wir haben von allem ein bisschen zu viel — und doch zu wenig.
Wir haben zu viel Wut aufeinander, aber zu wenig Mut, um es auszusprechen. Wir haben zu viel Angst vor der Zukunft, aber zu wenig Zuversicht in uns selbst.
Gleichzeitig haben wir den Mut, wir selbst zu sein, aber spüren zu wenig Wut, um uns zu äußern. Wir haben zu viel Zuversicht in die Welt und deswegen zu wenig Angst, die uns zur Veränderung treiben würde. Es bleibt immer alles gleich.

Was bringt mir der neue Tag, wenn er sich wie jeder vergangene anfühlt?

So sassen wir irgendwann nur noch da und warteten. Wir warteten darauf, dass einer von uns endlich einen Schlussstrich zog und den anderen verliess. Wenn ich an die Zeit zurück denke, kommt es mir so vor, als wären wir Wochen, Monate nur da gesessen und hätten uns beim Atmen zugehört, dabei haben wir uns ständig gestritten, haben rumgeschrien.

Aber wenn ich zurück denke höre ich nur noch unsere Stille.

Und du sitzt immer noch da und schweigst

Und du sitzt immer noch da und
Und du sitzt immer noch da
Und du sitzt immer noch
Und du sitzt immer
Und du sitzt
Und du
Und

Jetzt wo du weg bist, da höre ich nur noch meine Stille.