Submission — Dylan Köhler

Lieber laut

27. Oktober 2013 — MYP No. 12 »Meine Stille« — Text: Dylan Köhler, Foto: Maximilian Motel

Früher war ich der kleine Skater von Nebenan, hatte Dreadlocks und kaum Sorgen. Ein paar Jahre später wurde aus dem kleinen Skater ein staatlich anerkannter Erzieher, der mittlerweile an fünf Tagen in der Woche in einer KiTa aushilft – zwar nur zwei Stunden pro Tag, aber das reicht schon für einen halbwegs geregelten Tagesablauf. Und es bietet mir genug Zeit, um mit mir selbst ein paar basale Fragen auszumachen: Wo möchte ich noch hin? Was will ich noch erreichen? Wie kann ich mich weiterbilden?

Das Geld ist leider knapp und ich muss zusehen, wie ich über die Runden komme.
Als DJ kann ich mir den ein oder anderen Euro dazu verdienen, aber eigentlich geht es mir gar nicht um das Geld: Es macht mich einfach glücklich, bestärkt mich in allen Lebenslagen und baut mich auf – besonders wenn ich sehe, wie ich mit meiner Musik die Leute auf der Tanzfläche beglücken kann.

Auf anstehende Auftritte in größeren Clubs freue ich mich ähnlich wie die kleinen Kinder in meiner KiTa auf ihren Geburtstag.
Und in den Momenten, in denen ich im Club der Musik und den tiefen Bässen ausgesetzt bin, fühlt sich in mir alles ganz anders an: Alles ist ruhig und idyllisch, die Beine zittern und es werden massenweise Endorphine ausgeschüttet. Mein Körper und ich durchleben die vollkommene Stille.

Diese Stille, in der ich mich selbst spüre und die mich überaus glücklich macht, ist gespickt mit guter House Musik, farbigen und flackernden Lichteffekten sowie einer Menge partyfreudiger Menschen, die toben und tanzen – und natürlich der Kreativität, der ich beim Zusammenmischen der verschiedenen Lieder freien Lauf gelassen lassen kann.

Seit gut zwei Jahren trete ich nun zusammen mit meinem Freund Timo in Münster auf. Unser DJ-Duo trägt den Namen „Lieber Laut“ – und so erleben wir die Stille beim Auflegen nicht alleine, sondern gemeinsam. Wir können uns aufeinander verlassen und helfen uns, wenn es mal Schwierigkeiten gibt. Irgendwie finden wir immer einen Ausweg – das gibt mir besonders viel Ruhe und Kraft, mich in meine ganz eigene Stille fallen zu lassen.

Ich finde es einfach toll, einen guten Freund an meiner Seite zu haben, mit dem ich diese Stille ein Stück weit teilen kann – und den ich vielleicht auch nur für einen kurzen Augenblick mit in meine Stille hineinziehen kann.