Submission — Carolina Harkort

Eigene Spuren

14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Carolina Harkort

Es gibt Nächte, an denen in wach im Bett liege und mir Gedanken über meine Zukunft mache. Über meine Zukunft als Fotojournalistin, als Herzblut Fotografin, als Weltenbummlerin.

Ich bin in meinen Leben nicht den graden Weg gegangen. Habe nicht nach dem Job gesucht, der mir am meisten Geld nach Hause bringt. Vielmehr habe ich versucht, das zu machen, was mich erfüllt, was meine Augen zum Strahlen bringt und mein Herz schneller schlagen lässt.
Habe mich nicht immer danach gerichtet, was mir Mensch geraten haben. Genau das hat mir ab und an auch schlaflose Nächte bereitet.

Seitdem meine Hände eine Kamera tragen können, weiß ich, dass ich Fotografin werden möchte.
Ich möchte jedoch nicht einfach schöne Dinge fotografieren: Ich möchte etwas verändern und Menschen durch meine Bilder ein Sprachrohr geben.

Es gab Nächte, an denen ich während meiner Reportagen irgendwo auf dem Boden neben Menschen lag, die unheilbar krank waren.
Neben Menschen, die an Altersarmut litten, die kein Dach über den Kopf hatten.
An solchen Nächten merke ich, was mich und mein kleines Universum wirklich glücklich macht und was ich wirklich will. Ich möchte die Geschichten von Menschen erzählen, die nicht dazu in der Lage sind.
Denen Unrecht geschieht, aber deren Stimme nicht laut genug ist, um laut aufzuschreien.

Wenn ich anderen Menschen von meinen Reisen erzähle, höre ich öfters ein: „Oh toll. Das könnte ich aber nicht.“ Und die Ungewissheit, ob ich monatlich meine Miete bezahlen könnte. Ob ich denn keine Angst hätte.

Manchmal frage ich mich, was meine Generation eigentlich will. Viele wollen etwas verändern und ihren eigenen Weg gehen, selbständig sein, ihr Leben rocken, ihre eigenen Spuren hinterlassen – aber nur wenige Menschen haben den Mut dazu.
Den Mut eigene Spuren zu setzen, auf das eigene Herz zu hören…ohne darauf zu achten, ob andere Menschen sie für verrückt erklären.

In den Nächten, wenn alles still um mich herum ist, höre ich nicht nur meinen eigenen Herzschlag, sondern fange an, mich zu fragen, ob ich ehrlich zu mir und meinem Herzen bin.

Es gibt Menschen, die viel viel mehr Geld als ich verdienen. Wenn ich sie aber frage, was sie im Leben glücklich macht, wissen sie keine Antwort.
Sie haben es einfach verlernt, auf ihr eigenes Herz zu hören, oder haben nicht die Zeit, um das zu machen, was sie wirklich bewegt. Ich frage mich, was diese Menschen am Ende ihres Lebens denken…
Liegen sie dann nachts in ihren Betten und denken “Ach hätte ich doch nur…?”