Submission — Philipp Bloch

Das Fenster

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text & Foto: Philipp Bloch

Der Anblick eines Andenkens lässt uns alle an etwas denken. Viele Menschen kaufen, verschenken oder erben Andenken, die an einen besonderen Moment oder eine geliebte Person erinnern sollen.

Ich dagegen bin anders. Ich bin gut im Wegschmeißen. Im Wegschmeißen von Dingen, die mich ständig dazu bringen, an das Vergangene zu denken. An schöne Momente, die – genau so – niemals wiederkommen werden. An Menschen, die es so nie wieder in meiner Gegenwart geben wird.

Ich kann mich nicht an alte Tage klammern. Das wäre falsch gegenüber meiner inneren Zuversicht. Es wäre Melancholie. Dieser anlastende Zustand macht mich nicht glücklich. Nein, er erdrückt mich.

Der Anblick eines Andenkens macht mich schwach. Er sagt meiner Seele: „Das war schön damals. Das wird so nie wieder passieren.“

An alte Zeiten denken, um sich darin verlieren zu können, lässt meine Seele leiden. Aber ich bin Optimist, ich will leben. In meinem Fokus steht die Hoffnung. Ich will sagen: „Es kommt wie es kommt. Lass es kommen.“ Das macht mich neugierig. Das macht mein Leben so lebenswert. Wie eine rasante Autofahrt, bei der hinter jeder Kurve etwas anderes auf mich wartet – eine Herausforderung, ein nicht vorhersehbares Hindernis. Genau an das möchte ich denken. Das ist mein Andenken. Der Gedanke an eine wunderbare Zukunft, der Gedanke an das Leben.

Und trotz meiner Lust am Wegschmeißen besitze ich Andenken. Vielleicht weil ich ein ganz normaler Mensch bin, vielleicht weil ich die Melancholie doch brauche.

Ich besitze aber nichts Großes. Vielmehr Bilder, Fotos, Motive. Das sind meine Andenken. Ein Ausschnitt aus einer vergangen Zeit, die so zwar nie mehr wieder kommt, aber die ein Fenster widerspiegelt, durch das ich kurz einmal durchschauen kann, um mich zu erinnern.

Falls ich jemals vergessen werde, wie es war, was dort war, wo ich war.