Submission — Niklas Marc Heinecke

Hamburger Asphalt

14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Niklas Marc Heinecke

Hamburg. Nacht.
Das Telefon klingelt.
Bekannte Stimme, bekannter Auftrag.
Alte Erinnerungen steigen auf. Ich steige ein.
Lichter ziehen vorbei. Das Ziel ist unklar.
Es ist kalt. Ich kontrolliere mein Werkzeug.
Das Ziel: ein Ort mitten in der Zivilisation – gebaut, um einen Zweck zu erfüllen.
Wir gebaut, um diesen Zweck zu entfremden.
Ich baue Licht. Schätze ab. Kontrolliere wieder und wieder.
Menschen kommen, Menschen gehen. Unklar, was dieses Treiben bedeutet.
Ich nehme gewohnt meinen Platz auf dem Boden ein. Staub. Nass. Kalt.
Versuche den optimalen Winkel zu finden.
Wir haben wenig Zeit.
Routiniert erklingt das Rollen auf dem Asphalt.
Ich drücke ab. Zeitpunkt perfekt. Zu hell.
Ich baue um. Stelle ein. Friere ein.
Das Rollen erklingt, ich lichte ab. Gestanden, getroffen. Abbau.
Nur ein kurzer Moment. Ein Hauch der Zeit. Eingefangen. Eingeladen.
Lichter ziehen vorbei. Das Ziel ist klar.
Ich kontrolliere das Ergebnis. Retuschiere, kombiniere, schicke in die Welt.
Entspanne.
Lausche den Klängen der Straße. Gebrüll, Geschrei.
In meinem Kopf: Fragen. Fragen, die ich seit Jahren vergesse habe.
Was haben wir getan? Nacht für Nacht, auf dem Boden liegend. Zerstörend kreativ und dann zu Kunst werden lassend.
Mit dem Wissen, dass unser Treiben an vielen Orten der Welt illegal ist, ziehen wir immer wieder los, um von Menschenhand Gebautes zu entfremden.
Um es zu nutzen. Um es zu benutzen. Um es abzunutzen.
Ich dokumentiere nicht. Ich bin Teil der Situation. Teil der Konsequenzen.
Der Kopf lebte weiter. Der Körper folgte.
Das Licht geht an. Das Licht geht aus.
Ende.