Submission — Julian Schievelkamp

Lange Nacht der Musen

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text & Foto: Julian Schievelkamp

Eden Calling: Inmitten einer Frühlingslichtung wache ich unter einem raschelnden Meer dicht bewachsener Baumkronen auf, als ein leichter Hauch die farbenprächtige Wildflora um mich herum erzittern lässt. Während ich versuche, den Duft von feuchtem Eichenholz zu erhaschen, bringt mich ein fernes Raunen aus der Fassung. Ich habe das seltsame Gefühl, die vernarbten Astlöcher einiger Bäume flüstern meinen Namen. Klingt fast wie Herbstlaub im Auslauf des Windes, hat dabei jedoch seinen ganz eigenen Charakter.

Einen tiefen Atemzug lang halte ich still, bis ich pollenartige Körnchen bemerke, die von oben hinunter fallen und in den Boden sickern. Die Erde leuchtet auf und weitet sich, lässt Wurzeln um meinen Körper ranken, um mich zu halten.

Bevor ein solch utopischer Waldzauber die Fantasien des einen oder anderen beflügelt, muss ich anmerken: Das Ganze ist gar nicht so märchenhaft wie es klingt, denn das Kitzeln überdimensionaler Mikrosporen in der Nase ist wirklich unerträglich.

Wenn ich heute daran zurückdenke, genieße ich den Moment häufig mit einer Zigarette und einem Notizblock, auf dem ich einfach die Gedanken einfange, die mir in Form von goldglühendem Blütenstaub in der Luft erschienen.

Ich fiel nur einen kurzen Moment in die Hänge des Waldes, aber wenn ich guten Kitsch nicht so lieben würde, wäre ich dort wahrscheinlich nie gelandet.

Es war jedoch ausgeschlossen, mich bloß auf eine verschwommene Traumvorstellung zu beschränken, die irgendwann in den Winkeln meiner Gedankenkonstruktionen dahinvegetiert. Ich war zu Hause.