Submission — Fabian Krüger

Der Fotograf und die Nacht

14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Fabian Krüger

Es heißt, die wichtigste Eigenschaft eines Fotografen sei Geduld. Vor allem die Nacht stellt ihn auf eine ziemliche Geduldsprobe. Was im Tageslicht noch leicht von der Hand geht, braucht im Dunkel der späten Stunde weitaus mehr Beachtung: Bildausschnitt festlegen, manuell scharfstellen, …

Wie kann sie einen quälen, diese Nacht! Aber wehe, man nimmt sich für das Belichten oder Scharfstellen zu wenig Zeit! Dann heißt es nachjustieren, neu einstellen, wieder den Auslöser drücken und: warten.

Nach zwei oder drei Versuchen hat man dann das erste Motiv fertig. Gerade im Winter ist man dabei schnell durchgefroren. Warm ums Herz wird es aber wieder, wenn man mit einem Ergebnis belohnt wird, das das Frieren und Warten allemal wert war. Das ermutigt einen, weiterzuziehen und sich ein neues Motiv zu suchen.

Aufnahmen, die nachts entstehen, sind etwas ganz Besonderes. Sie haben eine Anmut, die der Tag nicht schaffen kann – und es entsteht ein Bild, das man so nicht sehen kann: Sterne, die man als Punkte am Himmel wahrnimmt, werden zu Linien; Wolken verlieren ihre Konturen und werden zu weichen Flächen; der Horizont leuchtet von entfernten Lichtern. Man nimmt die Umgebung dadurch viel intensiver wahr, gerade weil die Nacht einen dazu zwingt, länger auszuharren, als man vielleicht vorhatte.

Es ist wie eine Hassliebe.

Mit der Nacht und den Fotografen.