Submission — Ramona Frauenrath

Gegen mich

3. Mai 2014 — MYP N° 14 »Meine Wut« — Text & Illustration: Ramona Frauenrath

Ich gehe wohin meine Gedanken mich tragen,
lebe was meine Gefühle mir sagen und doch
lodert eine Wut in mir.
Was ist diese Wut?
Es ist ein Groll den ich unschwer bändigen kann.
Es ist das nicht können, aber wollen.
Das Machen, aber nicht richtig machen.
Das Scheitern, dass sich nicht entscheiden können, das erfolgreich sein wollen,
dies aber nie sein können.
Meine Wut ist, dass ich so vieles will aber alles nur halb gut kann.
Dass ich heute nicht weiß was morgen das Richtige wäre-
Meine Wut ist, dass ständig wissen müssen was man will, was man mag, was man kann,
aber ich weiß nichts.
Nur,
dass ich die Gesellschaft nicht ertrage,
die Jugend heut zu Tage,
die Bewertung in einer Skala von eins bis sechs.
Die sechsundzwanzig Urlaubstage im Jahr.
Das Vergessen von Intuition, Emotion und Einfühlungsvermögen!
Meine Wut bist du, der mir gegenüber steht und mich lehrt,
dass alles Wissen der Welt Freiheit bedeutet!
Meine Wut ist das virtuelle Leben in Taschenformat.
Meine Wut ist die Perfektion nach der alles strebt,
die ich nicht mag und die dennoch an mir nagt.
Es ist das nicht Wissen wohin mit sich, vor lauter Angebot und Nachfrage.
Das, alles ist möglich und alles haben können und dennoch nichts davon machen wollen.
Meine Wut ist der Takt der Zeit, der unser Leben bestimmt.
Es ist die propagierte Freiheit die sich nicht leben lässt.
Meine Wut ist der Besitz, das Eigentum, das Kapital,
das wirtschaftliche Wachstum mit Rechenfehler.
Meine Wut sind Grenzen, das Ausgrenzen, der Entzug von Eigenständigkeit.
Meine Wut richtet sich gegen diese eine Welt, die ich nicht mag, die ich verabscheue, ablehne,
und dennoch ein Teil von ihr bin.
So richtet sich meine Wut gegen mich.
Ich, die keine Grenzen mag und dennoch welche zieht.