Submission — Niklas Schader

Vielleicht glücklich

27. Oktober 2013 — MYP No. 12 »Meine Stille« — Text & Foto: Niklas Schader

Stille ist für mich manchmal Melancholie, manchmal aber auch ruhiges Glück, Zufriedenheit.

Wenn ich Personen komplett neu kennenlerne, sind sie mir immer unglaublich sympathisch, wenn man nicht die ganze Zeit reden muss, sondern einfach Minuten nebeneinander sitzen, Musik hören und gar nichts sagen kann, ohne dass die Situation unangenehm wirkt und man zusammen im Meer aus Bass versinken kann.

Am Bahnhof stehen, Kopfhörer auf, und das unbändige Bedürfnis haben, zu tanzen, während die Menschen am Bahnsteig traurig schauen und nicht miteinander reden, ist das richtige Stille? Wenn man nur das Rauschen des eigenen Blutes und das Pochen und Pumpen der unermüdlich arbeitenden Organe hört, ist es dann still?

In einem Bett liegen, halb auf einer geliebten Person, ihren Atem hören und versuchen, im gleichen Takt oder genau entgegengesetzt zu atmen, ist das Stille?

Für mich ist Stille etwas Inneres.

Es bringt mir nichts, im isoliertesten Raum der Welt zu sitzen, wenn es in mir brodelt und kocht, wütet und stürmt, Gedanken umherfliegen und wie Schallplatten an einer Wand in tausend kleine Teile zerbrechen und sich zu neuen Gedanken zusammenfügen.

Andersherum kann ich auch an der größten Straßenkreuzung oder im lautesten Technoclub der Welt sein und dort Stille empfinden, innere Stille, obwohl es um mich herum unglaublich laut ist und ich danach tagelang ein Piepen im Ohr habe.
In mir drin war es still, denn ich war zufrieden.

Vielleicht sogar glücklich.