Submission — Josephine Stenger Ruh

Hintergrundrauschen

27. Oktober 2013 — MYP No. 12 »Meine Stille« — Text & Illustration: Josephine Stenger-Ruh

Die Weite des Meeres erstreckt sich vor meinen Augen. Glitzernd tanzen Wellen auf und ab. Türkis. Blau. Tiefgründig. Ich atme ein. Hole Luft, bevor ich eintauche und das Wasser über mir zusammen schlägt. Meine Augen brennen und ich schmecke salzige Tränen der Einsamkeit, als der Lärm der Großstadt von Stille verschluckt wird.

Nacht.

Plötzlich frei von Stress, abgeschottet vom Alltag, ganz mit mir allein. Ich sollte mich leicht fühlen. Doch tief unten am Meeresboden begegnet mir unausweichliche Dunkelheit. Nimmt mir die Sicht, macht mich machtlos und einsam. Und dann nehme ich es wahr: Ein stetiges Hintergrundrauschen.

Meine Realität verschwimmt zum Traum.

Geheimnisvoll plätschern deine Worte an mein Ohr. Deine Berührungen hinterlassen ein zartes Beben auf meiner Haut. Mit dir lasse ich mich fallen und ertrinke in Wunschvorstellungen. Von Wärme umspült, spüre ich, wie mein Herz klopft. Für einen kurzen Augenblick ist unsere gemeinsame Zeit wieder greifbar. Glühend. Erfüllend. Lichtdurchflutet. Du bist wie ein Fluss, der sich tief in die Erde gegraben und einen unendlich langen Pfad hinterlassen hat. Mit dir ist alles still in mir.

Ich lasse mich von den Erinnerungen an dich treiben. Weit weg vom Hier und Jetzt.

Ein helles Leuchten an der Wasseroberfläche reisst mich ruckartig aus meiner Trance. Der Traum wird wieder zum monotonen Rauschen. Ich strande weit weg von uns, wo mich Unruhe empfängt.

Tag.