Submission — Jonathan Kluth

Schöner Morgen

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text: Jonathan Kluth, Foto: Roberto Brundo

Die Stadt ist wie ein Spiegel, in den man jeden Tag schauen muss. So lange ich da bin, erzählen mir die quadratischen Backsteine abgekühlte und brennende Geschichten über meine Seele.

Einmal im Jahr, wenn der Jungbusch blüht, kriecht die Hitze guter Freunde, der Schweiß und der Geruch von Bier und Zigaretten in die Klamotten und setzt sich fest.

Lieb mich und akzeptier mich. Eine Selbstaufgabe hat immer die Folge der noch höheren Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation.

Wenn ich an die Zeit in Mannheim denke, werde ich kühl und unruhig, gleichzeitig emotional und nostalgisch. All die Jahre haben meine Geigensaiten gehalten, das raue Pferdehaar und Kolophonium haben sie überstanden, Sonne und Regen, viele Winter und Sommer. Ein Jahr ist es her, dass ich nach Berlin gezogen bin. Ich öffne den Koffer meiner Violine und stelle fest, dass eine Saite gerissen ist. Wenn Dinge sich auflösen, werden sie woanders zu etwas Neuem.

Ich höre „Starwars“ von Pohlmann und trällere „Train yourself to let go…“. Es ist ein schöner Morgen.