Submission — Jonas Meyer

Ewiges Schwarz

3. Mai 2014 — MYP N° 14 »Meine Wut« — Text & Foto: Jonas Meyer

Seine Stimme ist hell, fast schrill, wenn er sich ereifert. Blut schießt in seinen Kopf, sein Körper bebt. Der Ton ist aggressiv, alle Zeichen stehen auf Kampf. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Und gegen ihn, das bedeutet Krieg.

Berauscht ist er von der eigenen Überzeugung. Und süchtig ist er. Nach sich selbst.

Man könnte Wut empfinden. Pure Wut.

Doch sein Temperament ist nur ein Deckmantel: Unter dem Tarnnetz der großen Bühne verbergen sich Angst, Unsicherheit und Selbstzweifel. Zusammengekauert verstecken sie sich vor der Außenwelt und hoffen, nicht erkannt zu werden.

Aggression als Kostüm.

Einige Tage später. Um mich herum ein tiefes, wummerndes Schwarz. Mein Gefühl für Zeit ist längst zur Illusion verkommen, ich schwebe in ewiger Dunkelheit.

Wie eine Maschine folge ich dem Takt der Nacht, permanent getrieben vom übermächtigen Bass. Erbarmungslos zieht er dabei alle Energie aus meinem Körper. Und flöst sie mir wenig später in einer Mischung aus Mut und Zuversicht wieder ein.

Ich bin berauscht von der Musik. Und süchtig nach Freiheit.

Der Tag bricht an. Vorbei an dem, der mir einst ebenfalls Mut und Zuversicht einflöste, verlasse ich das ewige Schwarz.

Nachhause. Schlafen. Träumen.

Ohne Wut.