Submission — Jonas Meyer

Die Mauer

14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text: Jonas Meyer, Foto: Johannes Kuczera

Manchmal, wenn die Wände immer weißer und die Räume immer leerer werden, muss man einfach weg. Um sein Herz zu retten. Und sein Glück. Beide sind hier in Gefahr, denn ein steriles Nichts belauert sie von allen Seiten. Wie ein Raubtier fletscht es seine Zähne und wartet hungrig auf die Dämmerung.

Sobald die Dunkelheit anbricht, wird das sterile Nichts zum Monster. Und schlägt unerbittlich zu. Wie im Rausch verbeißt es sich in Herz und Glück und lässt sie qualvoll sterben.

Also muss man fliehen, so lange es noch hell ist. Um sein Herz und Glück in Sicherheit zu bringen, weit weg von weißen Wänden, leeren Räumen und dem Monster, dem sterilen Nichts.

Am besten versteckt man sich im Leben, weit draußen hinter einer großen Mauer, die so anders ist als all’ die weißen Wände in den leeren Räumen. So schwarz, so schmutzig, so lebendig.

Herz und Glück sind dort geborgen.

Gut beschützt, die ganze Nacht.